Der sogenannte Werte-Westen beruft sich immer gerne auf seine humanitär klingenden und einzigartig aufklärerischen Werte, wenn er mit erhobenem Zeigefinger auf Moskau und Peking blickt. Dass diese Haltung eine Folge von Überheblichkeit und Degeneration ist, fällt im Westen kaum so richtig auf, da viele der westlichen Propaganda noch glauben. Im Falle von Julian Assange haben sich politische und mediale Gräben aufgetan, sodass es noch größerer Verbrechen braucht (Völkermord gegen Palästina, Ukrainekrieg, COVID-19-Skandal, EU-Korruption, CO2-Narrativ uvm.), um diese Niederträchtigkeit und Gesetzlosigkeit des Establishments zu verdecken.
Der mediale Mainstream zerstört Pressefreiheit
Der massenmediale Apparat hat es seit Aufkommen der Digitalisierung versäumt, seine Produkte zu monetarisieren und ist nun schon seit Jahrzehnten von den Zuwendungen aus Politik und Finanzadel abhängig. So darf es auch keinen wundern, dass es kaum noch investigativen Journalismus gibt, ausser für die Interessen des US-Hegemons und gegen den alten Klassenfeind. Die sogenannten Schmierfinken des Mainstreams haben es prächtig gelernt von AP (Associated Press – der milliardenschwere Propaganda-Arm des Pentagon) und von anderen internationalen Nachrichtenagenturen abzuschreiben. Von Pressefreiheit kann man schon lange nicht mehr sprechen – „Des Brot ich ess, des Lied ich singe“. In Wirklichkeit gleicht der aktuelle mediale-politische Debattenraum einem homogenen Nachrichtendienst in totalitären Regimen und Autokratien. Von einem breiten Debattenraum kann man schon lange nicht mehr sprechen – Gleichschaltung ist das oberste Gebot.
Presse-Heuchelei
Am 5. April 2010 veröffentliche Wikileaks das Video Collateral Murder (ermöglicht durch Chelsea Manning – 2013 zu 35 Jahren verurteilt und 2017 begnadigt) und Zeitungen und Nachrichtenmagazin wie The Guardian, Der Spiegel uva. taten gut daran diese Aufdeckungen breit zu streuen um somit bedeutend mehr Profite einzufahren. Mit einer Zusammenarbeit von gewissen Zeitungen und Wikileaks war es aber gleich vorbei als die USA ein Verfahren wegen Spionage gegen Assange eröffnete und somit die Grundlage für die politische Verfolgung von Assange gelegt wurde. Die Chronologie der Ereignisse kann man hier nachlesen (1), von Thomas Röpper.
Als Assange 2012 in die Botschaft von Ecuador in London flüchtete um den konstruierten Anschuldigungen von Vergewaltigung in Schweden und Spionage gegen die USA und einer anschließenden Auslieferung an die USA zu entgehen, begann die mediale Hetze gegen den politisch Verfolgten. Die Zeitungen und Nachrichtenanstalten überschlugen sich fast mit haltlosen Vorwürfen gegen Assange: Vergewaltiger, Perverser, Verwahrlost in der Botschaft, Katzenkot an den Wänden uvm.
Dass Julian Assange von 2012 bis zu seiner Verhaftung 2019 auf ecuadorianischen Hoheitsgebiet von der CIA illegal abgehört wurde, dafür war kein Platz in der Mainstream-Presse, und dass Assange von Ecuador an die britischen Behörden übergeben wurde, weil Wikileaks einen Korruptionsskandal des ecuadorianischen Präsident Lenin Moreno veröffentlicht hatte, davon war auch keine Rede. Was sich hier auf erschreckende Weise gezeigt und offenbart hat – es gibt keinen kritischen Journalismus mehr im Mainstream des sogenannten Wertewestens.
Stella Moris und der Widerstand
Hinter dem freien Mann Julian Assange, steht eine sehr starke Frau.
2011 engagierte das Team von Assange die junge Sara Devant, welche dann später aus Sicherheitsgründen ihren Namen zu Stella Moris änderte. In der jahrelangen Zusammenarbeit der Beiden in der Botschaft Ecuadors entwickelt sich eine Romanze, welche zwei gemeinsame Kinder, geboren 2017 und 2019, hervorbrachte.
Noch im Hochsicherheitstrakt von Belmarsh heirateten die beiden im März 2022.
Stella Moris tat sichmit Aktivismus und großartigen Initiativen für ihren Mann hervor und schaffte es im Oktober 2022 mit einer Menschenkette mit tausenden Sympathisant*innen vor dem britischen Parlament für eine Freilassung von Assange zu demonstrieren. Sie tourte mit Assanges Vater John Shipton durch die Welt um einerseits Kampagnen zu starten und Aufmerksamkeit in der Gesellschaft zu schaffen oder auch Dokumentarfilme über Assange und Wikileaks zu promoten. Im Jahre 2023 konsultierte sie sogar den Papst um auf die Problematik dieser politischen Inhaftierung hinzuweisen. In einem Interview im März 2023 berichtet Stella über die USA:
„Was hat die US-Regierung getan, als WikiLeaks die Protokolle des Irak- und Afghanistankriegs veröffentlichte? Sie hörte auf, darüber zu sprechen, was in den Kriegsprotokollen stand. Sie verlagerten die Debatte, indem sie Julian und WikiLeaks absurde Dinge vorwarfen, für die es keine Grundlage gab. Aber dann verlagerten sie die Debatte weg von Kriegsverbrechen, von außergerichtlichen Tötungen, von der Tötung von 15.000 Zivilisten im Irak. Über ganz bestimmte Dinge, die durch WikiLeaks aufgedeckt worden waren, wurde nicht mehr gesprochen, weil die USA Julian und WikiLeaks in die Ecke stellten.
Sie lenkten die Debatte von sich selbst weg und auf den Herausgeber. Und das ist ein altbekannter Trick, nicht wahr? Man versucht, den:die Bot:in zu vernichten und lenkt die Aufmerksamkeit von dem ab, was veröffentlicht wurde.“
Stella Moris und auch John Shipton haben es über die Jahre hinweg geschafft gegen die Zensur des Mainstream-Apparates hunderttausende Aktivist*innen weltweit zu mobilisieren und sich für den Fall „Assange“ einzusetzen. So gab es auch in diesem Frühjahr in Wien eine Kundgebung der GGI, hier das Video zu meiner Rede. (2)
Eine großartige Leistung für Julian Assange erbrachte auch Professor Nils Melzer als UN-Sonderbotschafter für Folter als er das Buch „Der Fall Julian Assange – Geschichte einer Verfolgung“ heraus brachte. Darin berichtet er über die menschenunwürdige Behandlung und Torturen gegen Julian. Er stellte zusammen mit zwei Ärzten fest, dass Julian alle Anzeichen von psychischer Folter aufwies. Diese sind das Resultat von Isolationshaft sowie jahrelanger Willkür durch die anhaltende Missachtung grundlegender Rechte des Inhaftierten.
Widerstand ist zweckvoll
Am derzeitigen Beispiel Palästinas kann man sehr deutlich sehen, dass das sogenannte imperialistische Narrativ vom Werte-Westen nicht mehr so leicht von Allen geschluckt wird. Waren es zu Anfang des Völkermords in Gaza und der Westbank Hunderttausende, die sich weltweit mit den Palästinenser*innen solidarisch zeigten sind es heute mehrere Millionen weltweit und vor allem in der südlichen Hemisphäre gehen die Menschen für Palästina auf die Straße. Auch in vielen europäischen Ländern regt sich Widerstand gegen den israelischen Massenmord. Österreich und Deutschland hingegen können etwas weniger Menschen mobilisieren und solidarisieren, das liegt einerseits an den Repressionen und Verurteilungen durch die Exekutive, an der zionistischen Gleichschaltung der Medien und vor allem an der konstruierten Kollektivschuld am geschichtlichen Holocaust an den Juden. Und dennoch zeigt sich in Österreich, dass die soziale Bewegung für Palästina noch nie einen derartigen Zuspruch und so große Aufmerksamkeit hatte. So zeigt sich auch hier, das politische Bewegungen erfolgreich sind, wenn sie flexibel, langatmig und kreativ sind und die Mittel der Unterdrücker antizipieren und gegen diese richten.
Nicht über Nacht kann man die multiplen Krisen unserer Zeit bewältigen, es zählt der lange der Weg der kleinen Schritte und des unermüdlichen Kampfes für eine bessere Welt. Was wir anhand von Julian Assange sehen können. Geduld und Hartnäckigkeit im Kampfe für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden zahlen sich auch dann aus, wenn man nur einen Menschen erreicht oder nur einen Menschen retten kann, man rettet damit die Menschlichkeit und man zeigt damit was „Menschsein“ bedeutet.
(1) https://anti-spiegel.ru/2024/die-geschichte-der-strafverfolgung-von-julian-assange/
(2) https://www.youtube.com/watch?v=HHZyzHIgVHE