Der Zweite Weltkrieg und seine Nachwirkungen sind bis heute prägend auf unsere Gegenwart und unser kollektives Gedächtnis als Gesellschaft. Teilweise ist seine Darstellung aber auch noch immer Opfer von während des Kalten Krieges geformten Propagandanarrativen welche durch Literatur, Dokumentationen, Kriegsfilme, Fernsehserien oder Videospiele weit in unser alltägliches Leben vorgedrungen sind. Kernthese in diesen ist mehrheitlich, dass die USA durch ihre militärische und ökonomische Überlegenheit den entscheidenden Anteil am Sieg über Hitlerdeutschland gehabt und quasi im Alleingang gegen die Nazis gekämpft und besiegt hätte. Neben dem historischen Anachronismus solcher Aussagen werden durch solche Behauptungen vor allem die im Kampf gegen Nazideutschland seitens der Sowjetunion und der antifaschistischen Widerstandsbewegungen geleisteten Errungenschaften und deren gezeigte Opferbereitschaft abgewertet oder sogar bewusst verschwiegen. Dies geht sogar soweit, dass die lange vorbereitete und schmerzlichste erkämpfte Selbstbefreiung durch die Häftlinge in Konzentrationslagern wie Buchenwald oder Mauthausen mit dem Bild der Befreiung durch die U.S. Army konterkariert wird und diese Kämpfer zu einer apolitischen und hilflosen Masse degradiert werden. Es gilt uns bewusst zu machen, dass in der propagandistisch gefärbten Darstellung des Zweiten Weltkriegs stets eine Rechtfertigung der Position legitimiert werden soll, welche die USA in der Gestaltung der Nachkriegsordnung in Westeuropa nach 1945 eingenommen hat – zentral darin ist die Bestrebung die europäischen Staaten als Frontstaaten gegen die Sowjetunion und später Russland zu positionieren und dafür die ideologischen, politischen und militärischen Voraussetzungen zu schaffen. In der Frühzeit des Kalten Kriege wurde aus der verfolgten Einkreisung der Sowjetunion auch kein Geheimnis gemacht. So sagte der Chefs des strategischen US-Luftkommando George C. Kenney etwa ein Jahr vor Gründung der NATO bei einem Vortrag: “The United States has no intention of landing mass armies in Europe and slugging it out with the Red Army – manpower against manpower. Napoleon and Hitler both made that mistake; and Russia, with its huge population to draw on, swallowed them up. American strategists are thinking, rather, in terms of closing the circle of air bases around Russia, making it smaller and smaller, tighter and tighter, until the Russians are throttled. This means getting bases through combined air, sea, and ground operations ever closer to Russia’s heartland, then using the bases for sustained bombing and guided-missile attacks. The closer the bases are, the more sustained the attacks can be.” (Newsweek, 17. Mai 1948, 31f)
Heute dienen den Herrschenden Begrifflichkeiten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs dazu ihre kriegstreiberische Politik, ihre imperialistischen Ziele und ihre Doppelmoral zu verschleiern – denn eigentlich sollte es jedem klar sein, dass wir es heute eben nicht mit den gleichen Verhältnissen wie 1939 zu tun haben. Die zuspitzenden zwischenimperialistischen Widersprüche und die steigende Weltkriegsgefahr erfordern ein besonnenes Handeln das auf die Vermeidung weiterer Konflikte und damit weiterer sinnloser Todesopfer ausgelegt ist und nicht für hemmungsloses Aufrüsten und für kriegerische Militärbündnisse eintritt. Bei der globalen Meinungsmache in welcher die Forderung nach einer wirklichen Neutralität oder Frieden in der Ukraine und Europa als „Beschwichtigungspolitik“ à la Chamberlain und Daladier anno 1938 diffamiert wird, ist es zugegeben schwierig eine lautstarke Anti-Kriegsposition zu entwickeln. Es ist aber umso notwendiger, denn die heute stattfindende Parteinahme auf Seiten der NATO und der EU-Kriegspolitik ist nichts weiter als ein gefährliches Hasardspiel mit dem Leben von über neun Mio. Österreicherinnen und Österreichern.
Der Erste wie auch der Zweite Weltkrieg kann nicht runter gebrochen werden auf einen simplen Kampf „Gut gegen Böse“. Für die westlichen Staaten war er im Wesen ein imperialistischer Krieg um die politische und ökonomische Neuaufteilung der Welt, welcher sich aber in der Bedeutung für die sich gegen die faschistische Aggression verteidigende unterjochten Kleinstaaten und der Sowjetunion vollkommen anders zeigt als etwa der USA die, mit Ausnahme ihrer Kolonien und Neokolonien im Pazifik, de facto keine Kriegszerstörungen zu befürchten hatten
Insbesondere nach dem 22. Juni 1941 führte das Deutsche Reich hingegen einen noch nie dagewesen Raub- und weltanschaulichen Vernichtungskrieg gegen die Völker der sozialistischen Sowjetunion und die europäischen Juden sowie von den Nazis als minderwertig definierten „Rassen“. Militärisch und ökonomisch wurde die UdSSR durch den faschistischen Angriff 1941 schwer getroffen. Neben einer Serie von militärischen Niederlagen kam es im Juni bis Dezember 1941 zu kritischen Ausfällen in der Produktion. In den von den Nazis Ende 1941 besetzt gehaltenen Landstrichen lebten fast 40% der Gesamtbevölkerung, wurde 63% der Kohle und 68 % des Roheisens gefördert, befanden sich 58% der Stahl- und 60% der Aluminiumproduktion und wurden 38% des Getreides geerntet. In einer atemberaubenden Leistung wurde aber ein volkswirtschaftlicher Mobilisierungsplan in Gang gesetzt, der seines gleichen suchte. Neben der Evakuierung ganzer Industriezweige von Juli bis November 1941 tief ins Landesinnere wurden im Osten auch 2.250 neue Industriegroßbetriebe geschaffen und bis 1945 in den befreiten Gebieten auch 6.000 wieder instandgesetzt. Fast alle nicht unmittelbar notwendigen im Bau befindlichen Projekte wurden gestoppt oder in Projekte für die Rüstungsindustrie bzw. Infrastruktur umgewandelt. Die Auswirkungen machten sich relativ rasch bemerkbar. Bereits mit drittem Quartal 1941 konnte so auch die Kampfmittelproduktion um 26% im Vergleich zum vorhergehenden erhöht werden. Für den östlichen Teil des Landes wurde schon mit März 1942 der Produktionsstand vom Juni 1941 wieder erreicht. Diese Leistung ist fast ausschließlich auf die Aufopferungsbereitschaft der Bevölkerung und die adaptive Planung der KPdSU(B) zurückzuführen. So musste etwa der Plan für Einzelhandel um 12% sowie die verfügbare Marktmenge zugunsten der Armee verringert und die allgemeine Arbeitszeit verlängert werden. In der Nachbetrachtung erscheinen sich diese Anpassungen als korrekt erwiesen zu haben, denn bereits ab 1943 ist ein statistisches Wachstum in der produktiven und individuellen Konsumption und Akkumulation erkennbar. Zwar verfügten alle kriegführenden Staaten über Elemente staatlicher Planung was ihre Kriegswirtschaft betrifft aber nur in der sozialistischen Sowjetunion waren die Produktionsmittel vergesellschaftet und einer kapitalistischen Profitlogik entzogen, während es in der von Kriegsschäden nicht betroffenen USA zu einer über Jahrzehnte lang prägenden zunehmenden Monopolkonzentration und Kriegsprofiten in Höhe von 87 Mrd. USD kam.
In der militärhistorischen Gesamtbetrachtung des europäischen Kriegsschauplatzes 1941-1945 trägt die Sowjetunion klar die Hauptlast und verzeichnet zweifelsohne den größten Anteil am Sieg über den deutschen Faschismus. Von den deutschen Truppen waren zwischen 1941 und 1945 allein ca. 79 % an der Ostfront konzentriert. Ferner sind die Westalliierten zusammen lediglich nur für 20 bis 25 % der deutschen Verluste im Landkrieg verantwortlich. Die von vielen bürgerlichen Historikern und Politikern als Kriegswende stilisierte Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 hält dieser Betrachtung ebenfalls nicht stand. Abgesehen davon, dass es schwierig ist ein singuläres Ereignis oder eine einzelne Schlacht als Kriegswende festzumachen und die Sowjetunion auf ihre Verbündeten durchwegs Druck ausübte eine zweite Front im Westen zu eröffnen war der Krieg mit Juni 1944 für die Faschisten bereits unumkehrbar verloren. Rom war als erste Hauptstadt der Achsenmächte bereits am 5. Juni 1944 gefallen, die Rote Armee war dabei die ukrainische und die belarussische Sowjetrepublik zu befreien und stieß bis Warschau, die Slowakei, Ungarn und Rumänien vor und die deutsche Luftwaffe hatte praktisch an allen Frontabschnitten die Lufthoheit verloren.
Von bürgerlicher Seite wird vielfach auch die sogenannte Lend-Lease Unterstützung der USA und Großbritanniens als Grund für den Sieg der Roten Armee angeführt denn diese hätte es der Sowjetunion, die nach den Niederlagen im Sommer und Herbst 1941 angeblich kurz vor den Zusammenbruch gestanden wäre, erst ermöglicht die deutschen Truppen zurückzudrängen und eigene Offensivoperationen zu starten. Diese Behauptung deckt sich auch mit denen revanchistischer und neofaschistischer Kreise welche versuchen den Krieg gegen Sowjetunion zu legitimieren und diese vor den Kriegseintritt der USA eigentlich schon als besiegt ansahen.
Offiziell verfolgte die USA bis zum Angriff der Japaner auf den Marinestützpunkt Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 und der kurz darauf am 11. Dezember 1941 erfolgten Kriegserklärung des Deutschen Reichs eine Politik der militärischen Neutralität. Präsident Franklin D. Roosevelt, seine Administration und entscheidende Fraktionen innerhalb der US-Monopolbourgeoisie rückten aber im Zuge der sich international zuspitzenden Widersprüche in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre sukzessive von dieser ab und es kam zu intensiven Rüstungsverkäufen gegen Kredit an Frankreich und Großbritannien welche durch die Zustimmung des US-Kongresses für den sog. Lend-Lease-Act (Pacht- und Leihgesetz) am 18. Februar 1941 seinen Höhepunkt fanden. Das Gesetz ermöglichte die Leihe bzw. den Verkauf kriegswichtiger Rohstoffe, Fertigerzeugnisse und Nahrungsmittel etc. teilweise durch Vorfinanzierung der US-Regierung. Die Lend-Lease Hilfe, die zuerst nur für Staaten des Britischen Commonwealth und Griechenland bestand wurde am 6. Mai 1941 auf die chinesischen Kuomintang und am 7. November 1941 auch auf die Sowjetunion ausgedehnt. Logistisch kamen die Güter auf verschieden Wegen in die UdSSR. Neben der Route per Konvoi über den Atlantik zu den Nordmeerhäfen Murmansk und Archangelsk, gab es Lieferungen über den Nordpazifik nach Wladiwostok und ab Jahresende 1942 auch über den sog. persischen Korridor.
Da die militärische Unterstützung relativ vielfältig war soll an dieser Stelle nur der Vergleich bei den entsprechenden Hauptkampfmittel dieses Krieges (v.a. Kampfpanzer) gezogen werden: Im Zeitraum 1941 bis 1945 wurden insgesamt von Briten (6.521) und USA (12.348) Panzer und gepanzerten Fahrzeuge geliefert, wovon etwa 10.875 Kampfpanzer und den Rest gepanzerte Transport- oder Aufklärungsfahrzeuge bilden. Vergleicht man deren Anzahl mit der gesamten sowjetischen Kriegsproduktion ab 1941 von ca. 102.500 Panzern und Sturmgeschützen so wirkt deren Gewichtung mit 10,61% hoch aber nicht überwältigend. Rechnet man noch die mit Stand Juni 1941 im Bestand der roten Armee befindlichen Panzerfahrzeuge (ca. 23.000 bis 25.000) mit ein liegt dieser Wert, auch wenn diese mehrheitlich Ende 1941 bereits zerstört waren, noch geringer. Ferner waren die von USA und Großbritannien gelieferten Panzer vielfach bereits veraltet und wurden, mit Ausnahme bestimmter Typen wie der M4 Sherman bspw., eher bei rückwärtigen Einheiten eingesetzt. Ähnlich gestaltet es sich bei den gelieferten Flugzeugen und Artilleriegeschützen wo Lieferungen von 10.700 bzw. 9.600 einer Eigenproduktion von 136.800 und 489.900 gegenüberstehen. Anerkennend muss aber gesagt werden, dass die Lend-Lease Unterstützung in einzelnen Bereichen etwa in Form von Radiotechnologie, Transportfahrzeugen und Produktionsmaschinen eine wichtige Rolle in der Stärkung der Roten Armee einnahmen. So lieferte die USA 362.000 LKW gegenüber einer sowjetischen Eigenproduktion von ca. 315.000 Stück. Lend-Lease aber eine kriegsentscheidende Rolle zusprechen zu wollen widerspricht einerseits den sowjetischen Produktionszahlen und missversteht bei welcher Materialschlacht es sich beim deutsch-sowjetischen Krieg handelte. Insgesamt lieferten die Westalliierten an die UdSSR etwa 17,5 Mio. Tonnen an Rüstungsmaterial, Rohstoffe, Industrieerzeugnissen, Maschinen, Textilprodukten und Nahrungsmitteln zum damaligen Wert von ca. 11,5 Mrd. USD, was einem heutigen Wert von etwa 180 Mrd USD entspricht. Statistisch wurden durch Lend-Lease Artikel aber nur etwa 4% des sowjetischen Bedarfs abgedeckt. Die Menge der Lieferungen der USA an die Sowjetunion machte im Vergleich der an Großbritannien und die Commonwealth Staaten zudem lediglich ein Drittel aus. Das bedeutet, dass Staaten die gemessen an der Aggression gegen die UdSSR eine weitaus geringere Last im Kampf gegen Hitlerdeutschland zu tragen hatten von den USA stärker unterstützt wurden. Ein bei der Verbreitung des Lend-Lease Mythos ebenfalls gern vergessener Aspekt, ist jener, dass ohne diese Unterstützung und einer dadurch möglicherweise stärker unter Druck stehenden UdSSR die Westalliierten wahrscheinlich in ihren eigenen Offensivoperationen mit weitaus stärkeren Verlusten konfrontiert gewesen wären und sich der Krieg mglw. verlängert hätte. Politisch betrachtet darf man auch nicht den Fehler begehen die militärische Unterstützung der USA für die Sowjetunion während des Krieges mit irgendeiner Form von Sympathie zu verwechseln oder daraus eine standfeste Haltung in der Zerschlagung des Faschismus abzuleiten. Der spätere Vizepräsident und Präsident Harry S. Truman drückte es kurz nach dem barbarischen Überfall auf die Sowjetunion folgendermaßen aus: „If we see that Germany is winning we ought to help Russia and if Russia is winning we ought to help Germany and that way let them kill as many as possible” (New York Times, 24. Juni 1941, 1).
Obwohl die Lend-Lease Güter stark vergünstigt angeboten wurden so waren sie keinesfalls gratis und mussten bezahlt bzw. zurückgegeben werden. Großbritannien welches bereits im Vorfeld der Hilfen den USA Zusagen für die 99-jährige Verpachtung von Stützpunkten gegeben hatte war zu Kriegsende dramatisch verschuldet und hatte praktisch alle Gold- und Devisenreserven aufgebraucht. Ein totaler Staatsbankrott wurde nur durch einen Kredit der USA für 950 Mio. Pfund abgewendet, der an Maßnahmen zur Liberalisierung des Außenhandels – wie der Teilnahme am Bretton-Woods-System und der Beitritt zur Weltbank – geknüpft wurden. Da für die Sowjetunion zu diesem Zeitpunkt eine Aufgabe ihrer Souveränität oder politischen Prinzipien nicht in Frage kam und sich die USA kategorisch weigerte die Lend-Lease Kosten abzuschreiben oder zu verringern, wie sie es für andere Staaten sehr wohl bereit war zu tun, blieb die Forderung auf weitere Rückzahlungen bestehen. Es soll hier noch angeführt werden, dass die Sowjetunion Lend-Lease Lieferungen teilweise schon während des Krieges in Edelmetallen bezahlte. Weiters lieferte sie auch den Westalliierten im Rahmen der sog. Reverse Lend-Lease für deren Kriegsproduktion wichtige Rohstoffe. Darunter 32.000 t Mangan und 300.000 t Chrom. Bis 1949 wurden auch zahlreiche Lend-Lease Artikel, insbesondere Kriegsschiffe, an die USA und Großbritannien retourniert. Weitere Zahlungen der, von der KPdSU als ungerechtfertigt angesehenen Forderungen, standen zunächst außer Frage. Nach einigen Verhandlungen änderte sich diese Haltung etwas und im Jahre 1972 wurden von den geforderten 722 Mio. USD zunächst ca. 48 Mio. zurückbezahlt, die Zahlungen aber wegen des Jackson-Vanik amendment zum Trade Act des Jahres 1974 eingestellt. Dieser verhinderte, u.a. wegen der Frage des Umgangs mit jüdischen Auswanderer aus der Sowjetunion, eine Normalisierung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und der UdSSR. Im Juni 1990 fanden zwischen den USA und der Sowjetunion erneute Nachverhandlungen statt und die ausständige Summe wurde auf 674 Mio. USD festgelegt welche schließlich mit August 2006 vollständig zurückbezahlt worden war. Im selben Jahr wurden auch die Lend-Lease Schulden Großbritanniens abbezahlt.
In der Frage nach den wirtschaftspolitischen Maßnahmen der USA und US-amerikanischer Unternehmen auf dem europäischen Kriegsschauplatz vor und während des Krieges sollte auch auf die Rolle US-amerikanischer Konzerne und ihrer Unterstützung für die deutsche Kriegswirtschaft eingegangen werden. Vorrangig stechen hier die seit 1931 zu 100% General Motors gehörende Opel AG und Ford-Deutschland hervor. Sowohl die Opel-Fabriken in Rüsselsheim als auch die Fordwerke in Köln wurden nach amerikanischem Muster organisiert und produzierten vor und während des Krieges mehrheitlich LKWs für die deutsche Wehrmacht. Nach der Machtergreifung der Hitlerfaschisten im Jahre 1933 waren Vertreter dieser Unternehmen integral in die deutschen Kriegsplanungen eingebunden und an der Implementierung einer gegen kommunistische und sozialdemokratische Arbeiter gerichteten faschistischen Betriebsverfassung beteiligt. Als Indikator für letzteres können hier die Betriebsratswahlen vom Februar 1929 bei Opel dienen, bei denen die KPD-nahe RGO 39% erreichte und sich gegen die von GM durchgepeitschten Rationalisierungsmaßnahmen zur Wehr setzte. Nach einem wilden Streik ein Jahr später, der von den Sozialdemokraten als „Opel-Putsch“ verunglimpft und von der Polizei niedergeschlagen wurde, wurden viele kommunistische Arbeiter von der Betriebsführung entlassen und in Konsequenz die NSBO gestärkt. Im Falle Henry Fords, der in den 1920ern selbst antisemitische Hetzschriften verbreitete, sind dessen gewerkschaftsfeindliche Haltung und Sympathien für den Faschismus kein Geheimnis.
Im Verlauf der 1930er Jahre erzielten Ford und GM große Gewinne durch die Aufrüstungspolitik aber auch auf Arbeitsbeschaffung und Militarisierung ausgelegte Programme der Nazis wie jenes der sog. „Volksmotorisierung“. Im Zuge dessen erfuhr die deutsche Fahrzeugproduktion zwischen 1932 und 1938 eine Steigerung von 52.000 auf 342.000 Fahrzeuge. Ein hoher Anteil an motorisierten Verbänden bildete das Rückgrat der militärpolitischen Überlegungen dieser Zeit und war die Grundlage für das später von den Nazis angewandte „Blitzkrieg“-Konzept. Ab 1937 wurde das von Opel entwickelte Modell Blitz zum Einheitslastwagen der deutschen Wehrmacht bestimmt und mit Oktober 1938 wurde Opel auch in der Flugzeugproduktion (u.a. Motoren für Junkers Ju 88) eingeplant. Alleine Ford lieferte während des Krieges etwa 14.000 bis 15.000 Maultier-Halbkettenfahrzeuge und zehntausende LKW, Pick-ups und Kastenwagen der Serien V 3000 und Ford Wehrmachts-Lkw.
Nach dem Kriegsausbruch im September 1939 hatten das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition und das Reichswirtschaftsministerium ein klares Interesse daran, sich die Kontrolle über für die Rüstungsproduktion wichtiger Unternehmen im ausländischen Besitz zu sichern. Während Ford-Deutschland, dessen Herzstück die 1931 errichteten Kölner Fordwerke bildeten, als Sparte des US-Unternehmen durchgehend bereits von Deutschen geführt wurde, waren bei Opel bis Kriegsausbruch 1939 mehrere US-amerikanischen Vorstandsmitglieder und Manager in der Leitung. Es ist aber wichtig zu bemerken, dass auch der deutsche Vorstand, welcher nach 1939 praktisch unverändert weiterbestand mit Ausnahme von Opel-Familienmitgliedern und Vertretern des deutschen Finanzkapitals, direkt von GM eingesetzt worden war und erst im Dezember 1941 um einen Vermögensverwalter der deutschen Regierung ergänzt wurde. Der Übersee-Vorsitzende von GM James Mooney führte zwischen Herbst 1939 und Frühjahr 1940 auch Gespräche mit Göring, Ribbentrop, Hitler und Roosevelt die wahrscheinlich u.a. die Bestrebung beinhalteten einen Separatfrieden mit Großbritannien zu erzielen. Seitens Hitler erhielt GM Garantien, dass investiertes US-Kapital geschützt würde, was auch bis zur Kriegserklärung Deutschland an die USA am 11. Dezember 1941 der Fall war. Auch Ford-Deutschland, welches den ganzen Krieg hinweg als Firma bestehen blieb erhielt ähnliche Zusagen. Bis heute ist allerdings fraglich ob damit wirklich der Kontakt der Deutschland-Sparten zu den US-Firmen, die sich nun ihrerseits voll der Kriegsproduktion der USA verpflichteten, wirklich beendet wurde. Im Falle des Vorstandsvorsitzenden für Ford-Deutschland Robert Schmidt sind Kontakte zu US-Mutterfirma über Portugal und Spanien sogar noch im Juni 1943 belegt. Auch was den Status von Ford Fabriken in den von den Nazis besetzten Gebieten anbelangt gab es Gespräche. Die Ford-Werke im französischen Poissy kollaborierten ab 1940 unter Zustimmung der US-Sparte mit den deutschen Militärbehörden und kamen unter die Verwaltung von Ford-Deutschland. Bis zur Befreiung wurde auch dort für die deutsche Kriegsmaschinerie produziert. Als für die deutsche Kriegswirtschaft entscheidend sollte sich auch Weitergabe von Technologie zwischen den US-Firmen und den Deutschen während der 1930er Jahre erweisen. So erhielt die IG Farben von GM Techniken zur Herstellung synthetischer Treibstoffe.
Beide Firmen bedienten sich auch schon ab Sommer 1940 Zwangsarbeiter – zu einem Zeitpunkt, an der ein Kontakt zu den USA noch bestand. Durch Einberufungen war sowohl bei Opel als auch bei Ford schon 1939 ein Mangel an Facharbeitern zu verzeichnen. Beide Firmen begannen deswegen französische und belgische Kriegsgefangene unter Wissen der Mutterkonzerne einzusetzen. Die Arbeitsverpflichtung von Kriegsgefangenen in der Rüstungsindustrie stellte hierbei einen Verstoß gegen das 1929 geschlossene Abkommen über die Behandlung von Kriegsgefangenen dar. Ab 1941 wurden sowohl bei Opel als auch bei Ford dann massiv Zwangsarbeiter eingesetzt. Viele davon sog. „Ostarbeiter“ aus Polen und der Sowjetunion die unter unmenschlichen Bedingungen und strenger Bewachung von Gestapo und Werkschutz in eigens errichteten Barracken untergebracht waren. Im April 1942 schufteten bei Ford bereits 1.200 hauptsächlich junge Frauen aus der Sowjetunion. Im Juni 1943 waren dann bereits etwa der Hälfte der Belegschaft Ausländer oder Zwangsarbeiter, die sich aus Kriegsgefangenen, zivilen „Westarbeitern“, „Ostarbeitern“ und KZ-Insassen zusammensetzte. Letztere stammten aus dem Konzentrationslager Buchenwald aus welchen bereits ab September 1942 Insassen zur Arbeit in die Kölner Fordwerke abkommandiert wurden und ab August 1944 auch ein kleineres Außenlager bestand.
Was die Profite von Opel und Ford-Deutschland betrifft so waren diese enorm. Im Falle Opel untersagte das Reichswirtschaftsministerium aus Furcht vor Kritik Ende 1942 die Veröffentlichung der Geschäftszahlen. Zu diesem Zeitpunkt ist von einem liquiden Vermögen von etwa 130,8 Mio. Reichsmark auszugehen. Die für die Jahre 1939 bis 1942 an GM auszuzahlenden und bis Kriegsende zurückzuhaltenden Dividenden machten etwa 14,3 Mio. Reichsmark aus. Bis heute ist unklar ob zwischen 1941 und 1945 erwirtschaftete Profite später an GM gingen. Durch den allgemeinen Zustand des Unternehmens nach Kriegsende ist dies aber eher unwahrscheinlich. In den USA schrieb GM in dessen Steuererklärung für das Jahr 1941 die Opel AG als Ausfall ab. 1948 wurde Opel aber wieder von GM übernommen. Ford Deutschland konnte bis 1943 seinen Umsatz auf 184 Mio. Reichsmark erhöhen. Der während des Krieges von Ford-Deutschland erwirtschaftete Reingewinn von ca. 11 Mio. USD verblieb in Deutschland. Interessanterweise blieben die Fordwerke bis auf zwei Bombenangriffe im Oktober 1944, bei welchen die Barracken der Arbeiter getroffen wurden, und kleinere Schäden während der letzten Kämpfe um Köln unbeschädigt. Nach der Befreiung setzte bei Ford-Deutschland eine intensive Zusammenarbeit mit den Militärbehörden der Westalliierten ein. Bereits am 8. Mai 1945 verließ der erste Ford-LKW wieder die Fabrik und bis Ende des Jahres folgten noch 2.438 weitere. Was die Rolle der Firma in der Kriegsmaschinerie der Nazis anbelangt so blieben die kurzzeitig vom Oberkommando der Alliierten Expeditionsstreitkräfte (SHAEF) eingeleiteten Ermittlungen konsequenzlos. 1948 waren praktisch alle deutschen Ford-Manager entnazifiziert und nahmen wieder Führungsrollen im Unternehmen wahr. In den 1960er Jahren wurde Ford übrigens von der US-Regierung für erlittene Kriegsschäden mit 1 Mio. USD entschädigt.
Abschließend kann gesagt werden, dass Ford und General Motors die, nach der Machtergreifung der Nazis offensichtliche, Kriegspolitik Deutschlands, wenn schon nicht politisch unterstützt, dann zumindest kein Problem damit gehabt haben daraus ihre Profite zu ziehen. Auch politisch schienen die US-Behörden kein großes Interesse geschweige denn Problem an den Machenschaften dieser, auch für die US-Rüstung mehr als bedeutsamen Giganten, gehabt zu haben. Bereits 1940 war William S. Knudsen, der Vorstandsvorsitzender von General Motors nach 1937 der bestens über die Vorgänge der Opel AG in Deutschland Bescheid wusste, zum Generalbevollmächtigten für die Rüstungsangelegenheiten der U.S. Army ernannt worden. Somit bleibt festzuhalten, dass US-amerikanische Unternehmen nicht nur finanzielle Profite aus der Belieferung der eigenen Rüstungsindustrie und verbündeter Nationen zog sondern auch eine große Rolle in der Aufrüstung Nazideutschlands spielen.
Quellenverzeichnis:
- Die Kriegswirtschaft der UdSSR während des Vaterländischer Krieges; N. Wosnessenski (1949)
- Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion Band 6 (1968)
- The Soviet Economy and Relations with the United States and Britain 1941-1945; Mark Harrison (1993)
- Working for the Enemy: Ford, General Motors, and Forced Labor in Germany during the Second World War; Reinhold Billstein, Karola Fings, Anita Kugler und Nicholas Levis (2000)
- Lend-Lease: Arsenal of Democracy – Weapon for Victory; Wolfgang Etschmann In: Österreichische Militärische Zeitschrift Nr. 6 (2022)