Rede von David Wögerbauer, Initiative Kommunistische Erneuerung, beim Februargedenken am 15.2.25 am Albertina-Platz in Wien, veranstaltet vom Bündnis "Stimmen für Neutralität":
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitstreiter!
Die Ereignisse vom 12. Februar 1934 und den darauffolgenden Tagen liegen nun schon bald ein Jahrhundert zurück. Trotzdem versammeln wir uns heute hier, so wie sich seit vielen Jahren Menschen versammeln, um dem Aufstand der Arbeitenden und fortschrittlichen Kräfte gegen den Faschismus in Österreich zu gedenken.
Der Mut und die Tapferkeit, die Aufopferungsbereitschaft und die großen Verluste der Februarkämpfer und Kämpferinnen, dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Es ist richtig, ihrer zu gedenken, sich an sie zu erinnern. Aber gleichzeitig wird das bloße Erinnern, das stille Gedenken, dem Wesen dieser Tage vom Februar 34 nicht gerecht. Denn der Februarkämpfe kann man nur dann aufrichtig gedenken, wenn man sich in der Tradition und im Geist derer versteht, die im Kampf für die Freiheit alles riskiert und oft auch alles gegeben haben.
Was nützt eine stille Erinnerung, ein betroffenes Gesicht, eine schöner Kranz, ohne die Verpflichtung, den Kampf für die Freiheit fortzuführen? Heute ist die Zeit eine andere, der Feind ist ein anderer und damit ist auch der Kampf verändert. Aber das Wesen und der Geist des Kampfes sind dieselben. Und in diesem Geist, in dieser kämpferischen Tradition, gedenken wir hier heute. Denn unsere Freiheit wird heute so stark wie seit langem nicht mehr und von allen Seiten angegriffen.
In Regierunsverhandlungen wird darüber fantasiert, Parteien zu verbieten, deren einziges Vergehen darin besteht, sich gegen Genozid stark zu machen und die imperialistischen Verbrechen unserer Herrschenden als das zu bezeichnen, was sie sind, nämlich Beihilfe zum Völkermord. Die Demonstrationsfreiheit wird immer weiter eingeschränkt, mit immer größerer Willkür wird von Polizei und Justiz gegen Protestierende und Aktivisten vorgegangen. Die Zeichen der Zeit stehen auf Krise, auf Chaos, auf Krieg. Unseren Herrschenden scheinen die Zügel immer weiter zu entgleiten, weshalb ihnen in ihrer Not nur die Peitsche bleibt, um den Wagen auf Kurs zu halten.
Aber dieser Kurs passt uns nicht! Die Kriegstreiberei, der Sozialabbau, die Teuerung - ein Wagen, der entlang dieser Straße fährt, sollte schleunigst aus der nächsten Kurve fliegen, denn diese Straße führt in den Abgrund.
Liebe Freundinnen und Freunde, heute ist es unsere Aufgabe, uns im Geist der Februarkämpfer gegen die Tendenzen zu wehren, die unsere Gesellschaft, unsere Heimat, immer näher zu diesem Abgrund lenken. Heute für die Freiheit zu kämpfen heißt, gegen die Kriegstreiberei zu kämpfen und den Frieden wieder zurück ins gesellschaftliche Bewusstsein zu bringen. Heute für die Freiheit zu kämpfen heißt, die Angriffe auf die Neutralität abzuwehren und jegliche NATO-Beitritts-Gedankenspielchen schon im Keim zu ersticken und zu sagen: “Nicht mit uns!”. Das ist die Aufgabe der fortschrittlichen Kräfte von heute und das ist der Geist, in dem ein Gedenken an den 12. Februar 1934 seinem Wesen gerecht wird. Freiheit!